Altglas

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Etwas Altglas noch …

Beim Lesen diverser Foto-Beiträge im Web stiess ich immer wieder auf interessante Artikel, in denen Fotografen die Objektive aus alten Analogzeiten in höchsten Tönen lobten und deren einzigartige Abbildungsleistung darstellten. Insbesondere Minolta Objektive und Produktionen aus der ehemaligen DDR und Russland wurden positiv hervorgehoben. Hier waren es dann u.a. erstmal das Helios 44-2 50mm f:2 aus Russland und das Pentacon 135mm f:2.8 (die Version mit 15 Blenden-Lamellen), die ich dann über ebay ersteigerte. Beide werden auch als “Bokeh Monster” bezeichnet!

Und nicht zu vergessen, die guten alten Minolta Objektive. Meist immer in allen Foren gelobt für die auch heute noch herausragende Bildqualität, Schärfe und insbesondere Farben. Insbesondere die lichtstarken Festbrennweiten bei f1.4 zeigen auch noch ein tolles Bokeh.

Das Sony NEX-/E-mount System bietet eine hervorragende Plattform für jede Art von manuellen Objektiven.

Der Grund ist zum einen das geringe Auflagemaß von 18mm, da jedes andere mir bekannte System ein größeres Auflagemaß verwendet.   

Eins vorweg, wer von so einem alten Objektiv die gleiche knackige Schärfe erwartet wie von einem sauteuren modernen Objektiv, wird manchmal eher enttäuscht sein. Das bedeutet nicht, sie sind unscharf, sie sind schon scharf, manchmal sogar schärfer als heutige Objektive. Festbrennweiten haben hier einen sehr guten Ruf. Es gibt auch Exemplare wie mein damaliges  Pentacon 135mm, das schärfer abbildet als Festbrennweite als mein damaliges SONY SEL55210 Zoomobjektiv! 

Ein gutes Beispiel für herausragende Schärfeleistung ist mein Minolta 100mm f2.8 Objektiv, hierzu habe ich auch einen kleinen internen Vergleich zu einem modernen Sony G Objektiv. Lest dazu hier weiter…

Aber das ist auch nicht mein primäres Ziel, wenn man Objektive aus der analogen Zeit an neuen digitale Kameras verwendet. Es geht um den speziellen Farb-Look, Weissabgleich und insbesondere das Bokeh wie auch Unschärfe bei Offenblende mit diesen Teilen. Letztendlich muss man ja auch komplett manuell die Einstellungen wie Focus und Blende vornehmen. Es geht aber auch mit AV/A, d.h. Blendensteuerung. Man gibt am Objektiv die Blende per Drehring vor, die Kamera errechnet dann die Belichtungszeit.

Belichtungsautomatik: Verwendet man manuelle Objektive an der NEX, so stellt man die Blende am Objektiv ein und fokussiert manuell. Im A-Modus (und im S-Modus bei Verwendung von Auto-Iso) bleibt die Belichtungsautomatik der NEX erhalten, die Kamera bestimmt also automatisch über die Wahl der Belichtungszeit die Belichtung (Im S-Modus über die ISO-Einstellung).

Ein anderer Grund ist, dass die NEX mit der Peaking-Funktion eine sehr praktische Hilfe bei manuellem Fokussieren bietet, mehr dazu am Ende des Artikels.

Als NEX-Nutzer bekommt man also mehr Leistung zum gleichen Preis oder die gleiche Leistung für einen geringeren Preis.

Es werden aber keine EXIF-Daten vom Objektiv an die Kamera übertragen und somit mit dem Foto gespeichert. 

Was ist das Bokeh?
Tatsächlich kann der Begriff “Bokeh” unterschiedliche Bedeutungen haben, im japansichen steht es für “verschwommen” oder “verwirrt”. In der Fotografie steht das Wort für “Strahlenverwirrung”. Die Lichtstrahlen, die von einem Gegenstand ausgehen, laufen durch das Objektiv und treffen sich nicht ordentlich in einem Punkt auf dem Kamerasensor. Das Ergebnis ist, dass wir bestimmte Bildregionen ausßerhalb der Fokusebene als unscharf wahrnehmen. Bokeh ist also ein Sammelbegriff für alle Eigenschaften der Unschärfe. In Internetforen wird “okeh” oft benutzt, um die Form und Struktur von unscharfen Spietzlichtern, sogenannten Blendenbildern, zu beschreiben. Man stolpert dabei häufig über Sätze wie “Dei gerundeten Blendenlamellen erzeugen ein weiches Bokeh”. Dies ist allerdings aus wissenschaftlicher Sicht Unsinn und führt immer wieder zur Verwirrung bei.

[ Quelle: Zeiss Sonderausgabe 2017 Lenspire]

An der NEX werden die analogen Objektive über Adapter-Anschlussringe adaptiert, die es heute fast für jede mögliche Kombinationen gibt . Und  diese alten Objektive aus Analogzeiten zeigen immer wieder ihren teils einzigartigem Bildlook und auch sehr gute Abbildungsleistungen, wobei sie neueren wesentlich teureren Objektiven (fast) ebenbürtig sind. Speziell natürlich seien hier Minolta Objektive genannt, die schon immer einen sehr guten Ruf hatten und teils in Punkto Schärfeleistung modernen Objektiven sogar immer noch überlegen sind. Allerdings sollte man mit manuellem Fokussierung und Belichtungseinstellungen umgehen zu können.

Das Helios 44-2  mit Adapterringen an der Nex

Passt alles ohne Probleme, Blende wie gesagt manuell, da nichts über den Adapter übertragen wird. Wegen des Bildlooks arbeitet man aber eh immer mit Offenblende, d.h. 1.4, 2 oder 2.8 . Interessant ist, dass am Drehring die Werte nicht mit der Lamellenstellung übereinstimmen. Es ist genau andersrum. Bei eingestellter Blende 2 sollte die Lamellen ja voll geöffnet sein, hier aber voll geschlossen. Keine Ahnung, warum, werde ich jedenfalls noch recherchieren.


Nun zu dem ersten Testaufnahmen, Es gelingen auch nicht immer von Anhieb gleich die optimalen Ergebnisse, man muss doch etwas experimentieren mit Abstand / Focus und der Blende. Zudem sind Gegenlicht, leuchtende Objektive im Hintergrund, und alles im richtigen Verhältnis zu einander sehr wichtig. Aber das macht ja auch den Reiz der Fotografie aus, das Experimentieren.

Hier das erste Bild, auf dem man schon sehr schön erkennen kann, was Unschärfe und Bokeh sowie der Swirl-Effekt beim Helios Objektiv auszeichnen. 


Und welche Objektive aus Analogzeiten habe ich momentan noch?


Derzeit nur das alte Minolta Makro 100mm…